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Rückenschmerzen in der Schwangerschaft: Was Aufklärung wirklich bewirken kann

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Rückenschmerzen und Beckengürtelschmerzen gehören zu den häufigsten Beschwerden in der Schwangerschaft. Viele Frauen erleben Einschränkungen im Alltag – vom Sitzen und Stehen bis hin zu ganz alltäglichen Bewegungen. Doch wie lässt sich dem vorbeugen? Und welche Rolle spielt Aufklärung?


Eine aktuelle Übersichtsarbeit von Vesting, Gutke und de Baets (2025) hat genau das untersucht: Wie wirksam ist es, Schwangere über Rückenschmerzen und Beckengürtelschmerzen zu informieren – und was bedeutet das für Training und Praxis?


Was die Studie zeigt


Die Forschenden haben 18 Studien zusammengefasst, darunter neun hochwertige klinische Studien. Das Ergebnis ist vielversprechend:


  • Aufklärung wirkt – Frauen, die in der Schwangerschaft gezielt Informationen zu Rückenschmerzen erhielten, berichteten weniger Schmerzen und Einschränkungen.

  • Am besten funktioniert Aufklärung in Kombination mit Bewegung – reine Informationsvermittlung ist hilfreich, aber am wirksamsten, wenn sie mit aktiven Maßnahmen wie gezielten Übungen kombiniert wird.

  • LBP und PGP sind nicht dasselbe – Rückenschmerzen im Lendenbereich (LBP) und Beckengürtelschmerzen (PGP) haben unterschiedliche Ursachen und brauchen daher auch unterschiedliche Ansätze. Die meisten Programme machten hier bisher keinen klaren Unterschied.

  • Das „biopsychosoziale Modell“ wird selten genutzt – viele Programme konzentrieren sich vor allem auf Anatomie und biomechanische Aspekte. Themen wie Stress, Schlaf oder psychosoziale Faktoren werden dagegen vernachlässigt – obwohl sie entscheidend sein können.

  • Früh anfangen lohnt sich – eine Aufklärung gleich zu Beginn der Schwangerschaft scheint besonders effektiv.


Was das für das Training mit Schwangeren bedeutet

Die Ergebnisse der Studie geben uns wertvolle Hinweise für die Praxis:


  1. Wissen + Bewegung = Erfolg

Schwangere profitieren am meisten, wenn sie nicht nur Informationen bekommen, sondern auch lernen, aktiv etwas für ihren Körper zu tun. Das können einfache Stabilisationsübungen, Mobilisation oder sanfte Kräftigungseinheiten sein.


  1. Differenzierte Ansätze

Trainerinnen und Physiotherapeutinnen sollten zwischen LBP und PGP unterscheiden. Rückenschmerzen im unteren Rücken erfordern andere Übungen und Alltagsanpassungen als Beckengürtelschmerzen, die stärker mit der Beckenstabilität zusammenhängen.


  1. Ganzheitlich denken

Training sollte nicht nur körperliche Übungen beinhalten. Auch Themen wie Stressmanagement, Schlafhygiene und Alltagsorganisation gehören dazu. Ein kurzer Austausch über diese Faktoren kann Training noch wirksamer machen.


  1. Frühzeitig starten

Idealerweise sollten Schwangere schon im ersten Trimester Informationen und Tipps erhalten. So können sie Beschwerden vorbeugen, anstatt erst zu reagieren, wenn Schmerzen schon da sind.



Fazit: Aufklärung ist mehr als Anatomie


Die Studie macht deutlich: Aufklärung in der Schwangerschaft ist wirksam – aber nur, wenn sie früh, individuell und kombiniert mit Bewegung erfolgt.

Für das Training mit Schwangeren bedeutet das: nicht nur erklären, sondern auch zeigen und begleiten. Ein Training, das Wissen, Bewegung und einen Blick auf den ganzen Menschen verbindet, kann entscheidend dazu beitragen, Rückenschmerzen zu verhindern oder zu lindern – und damit die Schwangerschaft spürbar angenehmer machen.


 
 
 

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